Schon im letzten Herbst wollten wir unser Schiff „Slow Fox“ von Roermond nach Friesland verlegen, dann kamen der Krebs und Corona dazwischen. Jetzt haben zwei Freunde die Überführung übernommen.

Andreas und Gunter haben wir im Hafen Roermond kennengelernt, sie hatten ihre Boote wie wir im Hafen der Helenawerft. Andreas hat sein Schiff inzwischen ans Leukermeer verlegt, Gunter ist mit seinem Boot nach Terherne im niederländischen Friesland umgezogen.

Der Hafen wird seit Generationen von der Familie „de Schiffart“ betrieben und liegt im Zentrum des friesischen Fahrgebietes direkt am Sneeker Meer. Und genau dieses für uns neue und große Fahrgebiet lockte uns dann ebenfalls nach Terherne. Wir waren überglücklich, als wir im Herbst 2020 einen Liegeplatz ab der Saison 2021 anmieten konnten.

Die Überführung von Roermond nach Terherne sollte im April 2021 stattfinden, aber nach meiner Stammzelltransplantation im Januar 2021 war schnell klar, dass ich selbst nicht in der Lage sein würde, die fast 300 Kilometer lange Reise anzutreten.

Gunter und Andreas boten ihre Hilfe an, doch auch sie konnten die Reise nicht durchführen, die strengen Corona-Auflagen standen dem entgegen. Erst im Laufe des Mai ergaben sich neue Möglichkeiten: Corona-Tests, Impfungen, häusliche Quarantäne, so dass unsere Freunde sich endlich auf den Weg machen konnten.

Das Unternehmen „Zwei Mann auf einem Boot“ wurde zu einem Abenteuer, das so niemand erwartet hatte.

Schon die erste Etappe am Montag musste vorzeitig abgebrochen werden, weil unsere „Slow Fox“ voll Wasser lief. Die beiden Kapitäne schafften es immerhin noch, bis zum Hafen Leukermeer zu kommen, wo Andreas‘ Boot liegt. Die Suche nach dem Leck war kompliziert und ernüchternd: das Wasser trat am Auspufftopf hinten links ein, das nötige Ersatzteil musste bestellt werden und konnte erst nach zwei Tagen geliefert werden.

Hier trat das Wasser ein Hier trat das Wasser ein

Weiteres Kleinmaterial wurde in der Helenawerft Roermond organisiert und von meiner Liebsten per Auto zur „Slow Fox“ gebracht. Es stellte sich heraus, dass immer noch Verbindungsstücke fehlten, die von Gunter und Andreas durch die sehr kreative Nutzung von Klebeband ersetzt wurden.

Am Donnerstag ging die Fahrt weiter. Die Hoffnung war groß, dass die selbstkonstruierte Dichtung halten würde, und die Hoffnung war berechtigt. Die Etappe ging vom Leukermeer auf der Maas Richtung Nimwegen, weiter auf dem Waal gegen den Strom bis zum Pannerdens-Kanal, dort mit dem Strom weiter in die Ijssel bis zum Etappenziel Hattem bei Zwolle. An diesem Tag legte die „Slow Fox“ in gut zwölf Stunden Fahrt die Rekordstrecke von 170 Kilometern zurück.

Über WhatsApp konnten wir den Live-Standort des Schiffes verfolgen, eine wirklich spannende und tolle Erfahrung.

Die Etappe am Freitag ging quer durch die friesischen Meere, Kanäle und Flüsse, und am frühen Abend war das Ziel Terherne tatsächlich erreicht.

Es wird noch einige Wochen dauern, bis ich selbst mein Schiffchen in Friesland besuchen darf, aber es gibt die Hoffnung, dass es Ende Juni/ Anfang Juli so weit sein könnte. Ich freu mich drauf. Und ich bedanke mich bei Andreas und Gunter und ihren Frauen Eva und Karin, die für eine Woche auf ihre Männer verzichteten, um uns zu helfen.

Terherne Terherne